CDP vs. CRM: Wo beginnt echte Personalisierung?

Kurzfassung (TL;DR): CRM verwaltet Beziehungen und Transaktionen. CDP verarbeitet Verhaltensdaten in Echtzeit, baut Identitäten zusammen, führt Consent mit und aktiviert Segmente kanalübergreifend. Personalisierung in Echtzeit = CDP first. Das CRM profitiert – ist aber selten die Orchestrierungs-Schicht.

Warum das Thema jetzt wichtig ist

Klassische Batch-Kampagnen greifen zu kurz. Relevanz entsteht dort, wo du Verhalten → Profil → Aktion in Minuten abbildest – datenschutzkonform. Genau hier setzt die Customer Data Platform (CDP) an.

Begriffe in 30 Sekunden

  • CRM: Stammdaten, Accounts, Opportunities, Tickets. Fokus: Sales & Service. Daten entstehen „langsam“ (Formular, Anruf, Meeting-Note).
  • CDP: First-Party-Events (Web/App/Shop/E-Mail) in Echtzeit. Baut Profile, verwaltet Einwilligungen, aktiviert Segmente in Kanälen wie E-Mail, Ads oder App.

Gegenüberstellung: CRM vs. CDP

Aspekt CRM CDP
Datenmodell Stammdaten, Transaktionen Events/Streams, Profile, Traits
Tempo Batch/Manuell Echtzeit/Trigger
Identität E-Mail/Account ID-Graph (geräte-/kanalübergreifend)
Aktivierung Kampagne im jeweiligen Tool Segment → viele Kanäle
Consent Häufig rudimentär Profilgenau, kanalgenau
Messung Pipeline, CSAT Journey-/Segment-Performance, Uplift
Rolle Single Source of Truth Orchestrierung der Personalisierung

Kernsatz: CRM bleibt die Beziehungs-Quelle. CDP macht sie in Echtzeit wirksam.

Typische Missverständnisse

  1. „Unser CRM kann doch Segmente.“ – Meist statisch.
    Frage: Reagieren Segmente auf Events innerhalb von Minuten?
  2. „Wir haben DWH/BI.“ – Super für Analyse/Reporting.
    Frage: Kommen daraus automatisierte Zielgruppen zurück in die Kanäle?
  3. „DSGVO?“ – Ohne profilgenauen Consent ist Personalisierung eine Falle.
    Frage: Wird Einwilligung bis in die Ausspielung mitgeführt?

Was „echte Personalisierung“ bedeutet

Sie startet, wenn dein System

  • Verhalten in Sekunden erkennt,
  • es einem einheitlichen Profil zuordnet,
  • und kontextbezogen ausspielt – automatisch und messbar.

Das ist der Job einer CDP. Das CRM profitiert, ist aber nicht die Real-Time-Engine.

Komplementäre Fähigkeiten

  • CRM: Sales-Prozesse, Account-Historie, Kommunikation, Forecasts.
  • CDP: Datenaufnahme (Events), Identity Resolution, Profilbildung, Consent-Durchreichung, Segmentierung, Kanal-Aktivierung.

Roadmap light (pragmatisch)

  1. Use Cases priorisieren (z. B. Warenkorbabbruch, Onboarding, Churn-Signale).
  2. Daten minimal zusammenführen: Web/App-Events, Käufe, E-Mail-Engagement.
  3. Einheitliche IDs definieren (Login, gehashte E-Mail, Device-ID).
  4. CDP als Aktivierungsschicht einsetzen, CRM/DWH andocken.
  5. Messbar ausrollen: Control-Gruppen, Zeit-bis-Trigger, Uplift in %.

Realistisch: Erste Welle bringt +10–20 % auf KPIs, wenn Identität, Consent und Aktivierung sauber greifen.

Praxisbeispiele

  • Warenkorbabbruch: Event → 15 Min Trigger-Mail + personalisierte Startseite beim nächsten Besuch.
  • Onboarding: Erste 7 Tage nach Signup, Inhalte abhängig vom Nutzungsverhalten.
  • Churn-Prävention: 30 Tage inaktiv + negativer NPS → Retention-Angebot via bevorzugtem Kanal.
  • Lead-Qualifizierung: Website-Signale + E-Mail-Engagement → heißes Segment ins CRM zurückspielen.

Fazit

CRM ist deine Beziehungs-Quelle.
CDP macht sie in Echtzeit nutzbar.
Echte Personalisierung startet, wenn Verhalten → Profil → Aktion nahtlos läuft – und der Consent stimmt.